Iran ist anders (als Du denkst) | Mein Wochenende in Teheran

von Mina
Teheran-Moschee
Imam Khomeini Moschee Teheran Tehran Mosque

Imam Khomeini Moschee

“Der Iran wird als ein Land gesehen, das von Mullahs mit der Intelligenz einer Pistazie regiert wird, Atomwaffen gegen den Westen baut und von religiösem Fanatismus besessen ist.” Peyman Jafari in “Der andere Iran”

Besser als Peyman könnte ich nicht ausdrücken, wie in meinem Umfeld (oft!) über den Iran gedacht wird. Meine persische Familie hier in Deutschland hingegen hat vieles relativiert und mir die andere Seite näher gebracht. Andererseits werden aber auch Gegenbilder der Underground-Szene oft verherrlicht, vor allem in den Medien. Die Gefahr besteht dann darin, dass jene – ebenfalls sehr einseitigen – Gegenbilder eben selbst zum Klischee werden. Lange hat’s gedauert bis ich es endlich in die ursprüngliche Heimat meines Vaters geschafft habe und mir selbst ein Bild davon machen konnte. Zwar nur für ein Wochenende und nur in der Hauptstadt, aber ausreichend, um einen ersten Eindruck zu gewinnen und mit einigen Vorurteilen aufräumen zu können. Schließlich war ich mit einheimischen Verwandten unterwegs und hab so einiges über Land, Leute, Kultur und die Geschichte Irans gesehen, gehört und gelernt.

Ach ja, nachdem das eine Blog mit Reisetipps ist, ist das Ziel dieses Beitrags das Land hauptsächlich als Reiseziel zu beleuchten und weniger die politischen Zustände. Du findest in diesem Beitrag also Tipps zu Sehenswürdigkeiten/ Dingen, die man in Teheran unternehmen kann, ein paar Worte zur fantastischen persischen Küche und hilfreiche Tipps zu Sprache, Visum und generell Wissenswertes. Allerdings möchte ich auch die Gelegenheit nutzen, mit weitverbreiteten Irrtümern bzw. Vorurteilen über den Iran aufzuräumen.

Soviel vorab:

  • Iran gilt als überdurchschnittlich sicheres Reiseland
  • Man trifft hier die gastfreundlichsten, nettesten Menschen der Welt
  • Frauen werden hier genauso bedient und respektvoll behandelt wie Männer
  • Iraner wollen grundsätzlich keinen “arabischen Frühling” und das hat viele (auch sehr nachvollziehbare) Gründe. Auch wenn sie mit dem islamischen Regime so ihre Probleme haben; sie wollen einen Schritt nach dem anderen gehen. So, das ist eigentlich auch schon alles (abgesehen von den Vorurteilen weiter unten), was ich zur politischen Lage schreibe. Mein Vorschlag: wer die Möglichkeit hat, sollte mit Iranern selbst reden und dabei vor allem zuhören. Keine Scheu, die meisten reden gerne über Politik!

Teheran

Teheran Hotelaussicht

Viele Touristen, die in der Hauptstadt landen, betrachten diese nur als Durchgangsstation zu ihren eigentlichen Zielen im Iran. Das ist sehr schade! Denn Teheran repräsentiert vielleicht nicht den zauberhaften Iran, so wie man ihn sich vorstellen mag, aber letztendlich ist es der Ort, an dem die jüngste Geschichte geschrieben wurde. Vom Moussadeq zum Shah und dann die Revolution 1979 – all das ist in Teheran passiert. Während Shiraz und Isfahan für die alte persische Geschichte stehen, repräsentiert die Hauptstadt den heutigen Iran meiner Meinung nach sehr gut. Für einen Gesamteindruck, finde ich, sollte man auch hier etwas Zeit verbracht haben. Es ist eine Stadt voller Kontraste. Es gibt einen Basar, eine Altstadt und ringsherum sieht man immer die Berge. Man trifft hier auf verhüllte Frauen genauso wie auf bärtige Mullahs, andererseits aber auch auf Frauen, die das obligatorische Kopftuch sehr weit hinten tragen. Als wir abends im Golfclub waren, war ich auch ich sehr überrascht wie unfassbar stylish die jungen Leute dort rumliefen. Der lange Cardigan wurde offen getragen, so dass die zerissenen Jeans und die hautengen Tops zum Vorschein kamen. Das hätte auch irgendwo in Europa sein können. Da saß ich also, wie eine Omi mit meinem Trenchcoat, der weiten Leinenhose und meinem Schal auf dem Kopf. Wobei ich meine Oma, die oft gestylter ist als ich, damit beleidige würde. Aber ich schweife ab…

“Meine Bank!” 😀 Tatsächlich hielt es meine persische Familie nie für nötig, mir zu sagen, dass “Melli” (die Abk. meines ersten Vornames) “national” auf Persisch heißt. Man sieht Melli hier also an jeder Ecke…

Der Große Basar (Bazar-e Bozorg)

Der Basar ist nicht weit vom Golestan-Palast entfernt und über mehrere Eingänge zugänglich. Er ist mit seinen 30.000 Läden und Werkstätten der größte überdachte Basar der Welt. Der Basar beherbergt auch Banken und Moscheen, vor allem dient er aber als Handelsplatz. Die Händler sind wie in einem Kaufhaus in verschiedenen Bereichen (Rasteh) angesiedelt, darunter: Textilien, Haushaltswaren, Kosmetika, Spielzeug, Schmuck, Lebensmittel und Teppiche. Wobei es in den Hauptgassen vereinzelt auch Vermischungen gibt. Vorsicht: durch die Gassen des Marktes werden oft Waren auf kleinen Wagen transportiert und zwar sehr schnell. Es ist eben kein reiner Touristenmarkt bzw. nicht nur für Einzelkunden wie die Basare in Isfahan oder Shiraz, sondern ein wichtiger Umschlagplatz für Zwischenhändler. Auf den Bildern unten ist eine Art Second-Hand-Markt für Teppiche zu sehen. Die handgeknüpften Perserteppiche gelten als Wertanlage für Familien in Iran. Wird dringend Geld benötigt, wird er als erstes verkauft. Donnerstag Nachmittag und Freitag (der persische Sonntag sozusagen) bleiben die meisten Geschäfte auf dem Basar zu.

Übrigens gehören die Basaris zu den wichtigsten Förderern der islamischen Revolution. Sie fürchteten die Bedrohung durch westliche Wirtschaftsreformen, z.B. in Form von Kaufhäuser, die der Shah wiederum förderte – vermutlich um die Macht der religiös-konservativen Basaris zu verringern.

Imam Khomeini Moschee

Gleich neben dem großen Basar ist auch die Imam Khomeini Moschee oder Sultani- bzw. Scha-Moschee, wie sie vor der Revolution genannt wurde. Fertiggestellt wurde sie 1824, wobei die zwei Minarette erst 1879 dazu kamen. Ich wollte mir die Moschee von innen ansehen, zog also vor dem Eingang für Frauen meine Schlappen aus und wurde dann von einer Dame in schwarzem Tschador aufgehalten. Sie fragte mich, ob ich Muslimin wäre. Blöderweise verneinte ich und wurde nicht reingelassen, vermutlich, weil gerade Ramadan war und sie wohl beteten. Was ich allerdings sehen konnte (die Decke!), war wirklich wunderschön. Ich würde also einen kurzen Besuch dort, wenn man sowieso auf dem Basar rumläuft, sehr empfehlen.

Tochal – der Hausberg Teherans

Tochal View Tehran Teheran Tochal Fuchs Fox

Teherans Hausberg, der Tochal (3964 m) erhebt sich unmittelbar nördlich der Stadt im Elbus Gebirge. Die Seilbahn “Tochal Telecabin” führt von Station 1 in 1.900 m Höhe bis hinauf zu Station 7 auf 3.800 m Höhe, wobei man an den Stationen aus- und zusteigen und einzelne Abschnitte wandern kann. Sie ist mit 7,5 km die längste der Welt. Wir sind abends mit dem Auto auf den Berg gefahren. Oben angekommen nahmen wir dann noch einen kleinen Bus, der uns die letzten Höhenmeter vom Parkplatz bis ganz nach oben brachte. Wer mir auf Instagram folgt, hat in der Insta-Story vielleicht auch den Fuchs gesehen, der es auf eine Katze abgesehen hatte. Ja, auch ein bisschen Natur findet man hier. Jedenfalls gibt es oben einen kleinen Vergnügungspark sowie Cafés mit traumhafter Aussicht über die glitzernde Stadt. Auch Wanderungen zum Tochal-Gipfel sind möglich. Informationen zu Preisen und Öffnungszeiten gibt es hier auf englisch.

Milad-Turm (Borj-e Milad)

Der Milad-Turm ist der sechsthöchste Fernsehturm der Welt und das Wahrzeichen Teherans. Der Telekommunikationsturm ist 435 Meter hoch, wurde 2008 fertiggestellt und beherbergt ein Drehrestaurant auf 276 Metern Höhe (ähnlich dem im Münchner Olympiapark) und mehrere Aussichtsplattformen. Für Besucher sind die diese normalerweise von 9 bis 20 Uhr geöffnet (nicht zu Ramadan!). Mehr Infos gibt’s direkt auf der Seite des Milad-Turms. Die Tickets können vorab online oder direkt vor Ort am Automaten mit Kreditkarte oder am Schalter gekauft werden.

Ramadan (persisch: Ramazan)

Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und der Fastenmonat der Muslime. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang essen, trinken und rauchen Gläubige nicht. Ausgenommen sind davon Schwangere, Kranke, Kinder und Diabetiker. Die meisten Restaurants sind tagsüber zwar geschlossen, an jeder Straßenecke und auch in Hotels gibt es aber immer etwas zu essen (auf der Straße dann nur kaufen und in privaten Räumlichkeiten essen!). Touristen müssen natürlich nicht fasten, sollten es aber vermeiden in der Öffentlichkeit zu essen, zu trinken oder zu rauchen. Es ist aber völlig ok kurz hinter einem Haus/ in einer Gasse zu verschwinden, um Wasser zu trinken. Das haben wir auf dem Basar auch ständig gemacht. Verdursten muss man wirklich nicht! Meine Familie gehört zu denjenigen, die überhaupt nicht religiös sind. Weil sämtliche gute Restaurants noch geschlossen hatten, haben wir also einen Großeinkauf gemacht und anschließend mit einem Glas französischen Rotwein (psst!) thailändisch gekocht. Und das im so engstirnigen, konservativen Iran! 😉

Die persische Küche

Die persische Küche gilt als Mutter der orientalischen Küche – das hatte ich in diesem Beitrag ja schon etwas beschrieben. Einkaufen und nach Hause mitnehmen sollte man auf jeden Fall Pistazien. Besonders die mit Zitronensaft & Salz sind sehr lecker, aber auch die ganz einfachen ungesalzenen. Einfach probieren! Die Pistazien, die außerhalb Irans verkauft werden, sind damit wirklich nicht vergleichbar. Dann wären da noch Berberitzen (Zereshk), Golpar-Gewürz, Sumac, Safran (Saffron), Rosenwasser und Trockenfrüchte wie Datteln, Maulbeeren etc. Wer gerne nascht, sollte auch Tochme kaufen, das sind die Kerne (Kürbis-, Sonnenblumen- Wassermelonenkerne), die man mit den Zähnen aufbricht und direkt isst. Wer in einem Restaurant isst, sollte unbedingt etwas mit der Reiskruste Tahdig  bestellen. Wenn Du das einmal probiert hast, wirst Du Reis nie wieder anders essen wollen! Keine Sorge, Tahdig kann man auch zu Hause in einem normalen Kochtopf zubereiten. Wie das geht, beschreibe ich in meinem Rezept für persischen Juwelenreis mit Mast O Khiar (Gurkenjoghurt). Ein weiteres persisches Rezept auf meinem Blog ist der Linsenreis mit den geschmorten Auberginen. Ach ja, passend zur Grillsaison hab ich auch noch eine vegane Variante des Salat Oliviehs geteilt. Unbedingt ausprobieren! Sehr empfehlenswert sind in Iran auch Granatapfel, Kakis und Quitten.

Vegan/ Vegetarisch in Iran

Ja, Iraner essen relativ viel Fleisch und Fisch, am liebsten Lammfleisch. Reis, gegrilltes Gemüse und Hummus gibt es aber eigentlich auch immer. Sabzi Polow ist Reis mit Kräutern und kann auch ohne Fleisch bzw. Fisch bestellt werden (solange, das Gericht nicht aus Reis mit Hackfleisch besteht. Dann kann es nämlich sein, dass Reis und Fleisch zusammen gekocht werden). Sollte es wirklich mal kein Gericht ohne Fleisch geben, dann am besten Reis mit gegrilltem Gemüse uns Sumac bestellen. Wer es darüber hinaus vegan möchte, sollte vielleicht noch dazu sagen, dass er den Reis ohne Butter (bedune kare) und Ei (bedune toxm-e morġ) haben möchte.

Versehentlich vegan:

  • Torshi – eingelegtes Gemüse
  • Salad Shirazi – knackiger Gurken- und Tomaten-Salat
  • Naz Khatoon – Auberginen-Dip
  • Zeytoon Parvardeh – Dip aus Oliven & Granatapfel
  • Faloodeh (auch: Paloodeh) – eine Art Eiscreme zum Nachtisch

Vegetarisch aber oft “veganisierbar”:

  • Mirsa Ghazemi – Auberginengericht wahlweise mit Ei (ba toxm-e morġ) oder ohne (bedune toxm-e morġ), dann ist es vegan
  • Ash-e-Reshteh – Nudelsuppe mit Kichererbsen und Kräutern, ohne Kashk (Molke) bestellen, dann ist es vegan.
  • Dal Adas – Eintopf/ Suppe aus roten Linsen ähnelt dem indischen Dal und ist vegan, wenn es nicht mit Butter (bedune kare) zubereitet wurde.

Das Nuss- und Trockenfrüchte-Paradies Ayoub’s

Natürlich konnte ich nicht nach Deutschland zurückfliegen ohne den Koffer mit Pistazien, Datteln und Co. vollzupacken. Wir fuhren also zu Ayoub’s, einem Laden, in dem vor allem auch Einheimische einkaufen. Als bekennender Foodie fühlte ich mich dort wie im Paradies, vor allem weil sie einen alles probieren lassen. Die Preise sind ausgeschrieben und die Verkäufer sehr nett. Die mitgebrachten Pistazien waren der Hammer und dementsprechend schnell weg…Absolute Empfehlung!

Tehran-Ayoub's-nuts

To Dos fürs nächste Mal in Teheran

Ich hab sehr viel Zeit mit meiner Familie verbracht und nicht so sehr mit Sightseeing. Zumal zu Ramadan auch nicht alles zu den regulären Zeiten geöffnet ist. Folgendes wurde mir abermals empfohlen und steht schon auf meiner To-Do-Liste fürs nächste Mal:

  • Golestan-Palast: in dem neo-barocken Palast lebten einst die Shafamilien. Er ist direkt neben dem Basar und in der Nähe der Imam Khomeini Moschee, also lässt sich das gut verbinden.
  • Nationales Juwelenmuseum (Muze-ye Javaherat-e Melli): enthält eine der bedeutendsten Juwelensammlungen der Welt (ehemalige Kronjuwelen persischer Könige mit unschätzbarem Wert). Es befindet sich innerhalb der iranischen Zentralbank.
  • Skifahren: tatsächlich gibt es einige Skigebiete, die auch für Tagesausflüge von Teheran aus zu erreichen sind, z.B. auf dem Tochal (s.o.)
Iran Milad Tower Tourist

Being all touristy in Tehran. “Relax”, sagte die Frau meines Großcousins immer zu mir während ich an meinem Kopftuch/ Schal rumfummelte, der ständig nach hinten rutschte. Wie gesagt, bin ich nicht gerade stylish unterwegs gewesen im Gegensatz zu all den Iranerinnen…

Weitverbreitete Irrtümer

Um der im Westen oft verbreiteten Iranphobie etwas entgegenzuwirken, möchte ich mit den gängigsten Vorurteilen und Klischees aufräumen, die ich in meinem Umfeld oft zu hören bekomme.

Iraner sind Araber und sprechen arabisch

Nope! Und sie hören es auch nicht gern. Was zu dem Missverständnis führen könnte, ist vielleicht das Nachbarland mit einem ähnlichen Namen (Irak = arabisch) und dass sie das arabische Alphabet nutzen. Iraner sprechen aber nicht arabisch, sondern farsi (persisch). Die indo-europäische Sprache ist übrigens näher an der englischen Sprache als skandinavische.

Iraner sind alle streng muslimisch und religiös / Iraner sind alle religiöse Extremisten

Zugegeben, allein der Staatsname “Islamische Republik Iran” lässt das vermuten. Der Staat hat aber eine vor-islamische Geschichte und Kultur, die über 2.500 Jahre zurückliegt. Auch wenn die Auffassung der iranischen Regierungsmitglieder als religiöse “Extremisten” zur Debatte stehen mag, sind es die Iraner selbst sicher nicht. Hier zieht sich die Abgrenzung der Bevölkerung von der Regierung wie ein roter Faden durch. In Iran gibt es gläubige Muslime, die ihren Glauben praktizieren (mehr oder weniger), aber auch jene, die überhaupt nicht gläubig sind und sich keiner Religion zugehörig sehen.

Iran ist ein Gottesstaat

Schließt sich an den vorherigen Punkt an. Anders als die meisten arabischen Staaten ist das Land eben nicht auf der Grundlage islamischer Religion entstanden, sondern wurde erst dazu gemacht (nach 1979).

Andere Religionen oder Minderheiten werden in Iran unterdrückt

Ein weiteres Vorurteil ist, dass Juden oder andere religiöse Minderheiten in Iran von der konservativ muslimischen Führung unterdrückt oder diskriminiert werden. Auch wenn Christen, Juden und andere Nicht-Muslime einigen institutionellen Restriktionen unterliegen (z.B. werden sie nicht im öffentlichen Dienst angestellt), sind sie in ihrer Religion, Bildung und Privatanstellungen in keiner Weise eingeschränkt. Es gibt sogar einige Metzger in Teheran, die koshers Fleisch anbieten. Um weitere Beispiele zu nennen: Christen dürfen auch Schweinefleisch essen und sogar (privat!) Alkohol herstellen und konsumieren.

Frauen haben in Iran nichts zu melden und sind komplett verschleiert

Frauen dürfen Auto fahren, studieren und ganz normal arbeiten. Mehr als die Hälfte der Studenten an iranischen Universitäten sind heute weiblich. Frauen besetzen auch Führungspositionen, wie zuletzt die erst kürzlich zur Chefin der staatlichen Fluggesellschaft Iran Air ernannte Frau. Wählen dürfen Frauen seit 1963 und damit gerade mal halb so lange wie in Deutschland (1919). In unserem Nachbarland, der Schweiz, dürfen Frauen sogar erst seit 1971 (in allen Kantonen erst seit 1990) wählen.

Für Frauen herrscht in der Öffentlichkeit zwar Kopftuchpflicht, sie müssen sich aber keineswegs von Kopf bis Fuß verschleiern. Das tun auch die wenigsten. Stattdessen sind sie modern gekleidet und oft stark geschminkt. Das Kopftuch rutscht dabei häufig ziemlich weit nach hinten.

Öffentliche Hinrichtungen und das Auspeitschen sind die Norm in Iran

BS! Vor allem in Teheran ist so etwas sehr unüblich. Keiner meiner Verwandten hat etwas derartiges schon selbst erlebt oder kennt jemanden, der derartiges auch nur bezeugen konnte. Auf dem Land mag das anders aussehen. Allerdings sind auch dort öffentliche Hinrichtungen seit 2008 offiziell nicht erlaubt und werden eigentlich um 6 Uhr morgens am Tatort ausgeübt. Was vielen übrigens nicht bekannt ist: in China gibt es die meisten Hinrichtungen weltweit – komischerweise spricht darüber niemand.

Jedenfalls ist es sehr unwahrscheinlich etwas derartiges als Besucher des Landes mitzubekommen – alle, die behaupten “mir wurde von einem Kollegen erzählt, ….” tratschen vermutlich einfach gerne.

Iraner sind ungebildet/ beschränkt

Oft besteht im Westen die Vermutung, dass das Land rückständig wäre oder sich gar zurückentwickeln würde. Dagegen spricht jedoch, dass sie z.B. in den Bereichen moderner Medizin (und Medizintourismus), Technik und Weltraumforschung – um nur ein paar zu nennen – ziemlich fortschrittlich sind. Viele junge Iraner(innen) sind sehr kritisch ihrer Regierung gegenüber. Sie sind sich der Welt außerhalb Irans sehr bewusst und wollen Teil davon sein. In Iran besteht auch Schulpflicht. Die Alphabetisierungsrate liegt bei 87 Prozent (2015) (zum Vergleich: in Griechenland liegt sie z.B. bei knapp 84 Prozent). Außerdem sind Schulen und staatliche Universitäten (mit hohem wissenschaftlichen Niveau) kostenfrei. Allein im Großraum Teheran gibt es knapp 50 Universitäten und Hochschulen.

Iraner sind nicht weltoffen

Viele denken, Iraner hätten was gegen Ausländer aus der “westlichen Welt”. Nichts könnte der Wahrheit ferner liegen! Sie sind sehr neugierig, aufgeschlossen und vor allem unfassbar gastfreundlich. Das mag auch darauf zurückzuführen sein, dass sie selbst nicht oft (wenn überhaupt) aus dem Land kommen und so ein Stück exotische Welt in ihr Zuhause lassen. Ich kenne diese Gastfreundschaft aber auch von meiner Familie hier in Deutschland – jeder ist willkommen, zu jeder Zeit und immer werden Köstlichkeiten wie Nüsse, Trockenfrüchte, Obst oder auch warme Gerichte aufgetischt mit der (ständigen) Aufforderung doch etwas davon zu essen 🙂

Ich bin einmal auch mit dem Taxi zu meinem Großcousin gefahren, der mir die Adresse in farsi aufgeschrieben hatte. Der Taxifahrer sprach nur sehr wenig englisch, war dabei aber ausgesprochen freundlich. Er bemühte sich, mich wohlbehalten abzuliefern, weshalb er auch an der Tür klingelte und wartete, bis mir die Tür geöffnet wurde. Hinweis am Rande: Wie es die persische Höflichkeit verlangt, wollte er dann auch das Geld für die Fahrt nicht gleich annehmen. Das kann hier öfter vorkommen. Einfach darauf bestehen und irgendwann wird er es auch annehmen. Denn so nett sie auch sein mögen, umsonst fahren sie einen wohl eher nicht durch die halbe Stadt.

Iran ist ein Wüstenstaat

Nein, es gibt nicht nur Wüste in Iran. Zugegeben, auch ich war ich überrascht wie “grün” es selbst in Teheran tatsächlich ist. Das Land ist klimatisch sehr vielfältig und z.B. auch für einige sehr schöne Skigebiete bekannt (s.u. den Tab “Beste Reisezeit”).

Iraner trinken keinen Alkohol

Ja, genau…


Die wichtigsten Wörter auf farsi (persisch)

  • bale – Ja
  • na – Nein
  • mérßi (ausgesprochen mit einem persischen, nicht französischen r ;-)) – Danke (höflicher, aber auch schwerer und eigentlich unnötig: motashakkéram)
  • lotfan – Bitte
  • bebakhshid – Entschuldigen Sie!
  • salam – Hallo/ Guten Tag
  • khoda hafez – Auf Wiedersehen
  • chetori – Wie geht’s (Dir/ Ihnen)?
  • khubam, mérßi – Gut, danke.
  • nemifahmam – Ich verstehe nicht.
  • khiaban  Straße (Straßennamen meist auf persisch und englisch ausgeschildert)
  • kuche – Gasse

Weitere Empfehlungen

Buch: Couchsurfing im Iran: Meine Reise hinter verschlossenen Türen von Stephan Orth; Der andere Iran von Peyman Jafari

Film: Raving IranDoku über den Großen Basar in der ARD-Mediathek

Zeit: Die Zeitverschiebung bzw. die aktuelle Uhrzeit gibt’s hier

Visum: Das Visum sollte vorher beantragt werden. Mittlerweile ist das auch online (e-visa) möglich. Die aktuellsten Infos dazu gibt’s hier

Geld: Iranischer Rial (IRR) (übrigens die wertloseste Währung der Welt) – den aktuellen Wechselkurs zu Euro gibt’s hier. In Iran spricht außerhalb von Banken und Hotels allerdings niemand wirklich von Rial, sondern Toman (1 Toman entspricht 10 Rial). Dabei wird eine Null gestrichen, so werden aus 10.000 Rial 1.000 Toman.

Wichtige Zollvorschriften: Verboten ist die Einfuhr von Alkohol, Schweinefleisch und Publikationen, die das sehr strenge iranische Moralverständnis verletzen könnten (sprich: freizügige Bilder/ Filme etc.).

Wichtige Feiertage:

  • Revolutionstag (11. Februar (1979))
  • Persisches Neujahr, Nouruz (20. März 2018 & 2019) – mehr zum wichtigsten Feiertag der Iraner gibt’s hier
  • Tag der Islamischen Republik (1. April)
  • Ramadan (16. Mai-14. Juni 2018, 06. Mai-05. Juni 2019)

Liste der Feiertage (vom iranischen Konsulat in München)

Trinkgeld: In Restaurants etwa 10 Prozent des Rechnungspreises. Oft wird das Trinkgeld (z.B. von Kofferträgern) nach persischer Höflichkeit abgelehnt. Einfach nochmal anbieten und darauf bestehen, dass die Person es annimmt.

Feilschen gehört im Iran – gerade auf dem Basar – dazu.

Persien oder Iran? Seit 1935 ist der offizielle Staatsname Iran (abgeleitet von Eran – Land der Arier). Iraner, um nicht zu sagen “Perser”, hängen sehr an ihrer Geschichte und der persischen Kultur. Sie sprechen auch immer von “Persien” statt “Iran” und betonen wie groß und mächtig das persische Reich doch war – jeder, der iranischer Abstammung ist bzw. persische Verwandte hat, wird das kennen 😉

“Iran” oder “der Iran”? Im Gegensatz zum französischen (L’Iran) gibt es im Deutschen keinen Artikel. Es sollte also eigentlich immer heißen: “ich fliege nach Iran” bzw. “Ich war letztes Jahr in Iran”. Beide Formen sind lt. Duden aber wohl möglich.

Teheran bedeutet wörtlich “die warmen Abhänge” und wird im Englischen bzw. auch dort Tehran geschrieben.

Teheran liegt doppelt so hoch wie z.B. München. Bei 1191 Höhenmetern kann man schon mal Kopfschmerzen bekommen, wer anfällig ist (wie ich).

Die offizielle Arbeitswoche in Iran dauert von Samstag bis Donnerstag Mittag. Nur der Freitag ist in Iran “Feiertag” bzw. wie für uns der Sonntag.

Soziale Medien wie Facebook & Co. sind in Iran nicht so leicht zugänglich, am besten über einen VPN nutzen. Iraner nutzen die App “Telegram” als Kommunikationsmittel, so wie wir What’s App nutzen.

Gründung: Seit 1788 ist Teheran die Hauptstadt Irans

Einwohner: ca. 14 Mio.

Einwohner pro km2: 720 Einwohner

Landes- und Amtssprache: farsi bzw. persisch

Iran ist klimatisch und geologisch sehr vielfältig. Für das zentrale Hochland, zu dem Teheran gehört, gelten Mitte März – Mai und Mitte September – November als beste Reisezeiten. Die Hitze im Sommer ist mit durchschnittlich 35 °C zwar noch ertragbar, weil die Luft sehr trocken ist, angenehmer ist es aber in den Monaten davor oder danach. Zu bedenken gilt auch, dass Frauen sich bis zum Handgelenk, den Fußknöcheln und den Kopf bedecken müssen – auch bei 40 °C. Was auch eine Rolle bei der Wahl der Reisezeit spielen könnte: der Fastenmonat Ramadan (s.o.). Ich würde es nicht empfehlen, in dieser Zeit in Iran zu reisen, da vieles geschlossen ist und man tagsüber in der Öffentlichkeit eingeschränkt ist, was Trinken und Essen angeht (auch wenn man mit dem Touribonus eher noch davon kommt, ist es auch ein Zeichen des Respekts). Andererseits kann es auch Vorteile haben: Es ist Nebensaison und damit sind Hotels und Transportmittel oft weniger gut besucht, genauso wie touristische Ziele. Allerdings haben Sehenswürdigkeiten, wie der Milad Tower, geänderte Öffnungszeiten. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich wohl nicht zu dieser Zeit hinreisen, um auch alle Möglichkeiten zu haben. Im Winter schneit es in Teheran auch mal – in der Nähe ist auch ein beliebtes Skigebiet.

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